Monat: Dezember 2023

— Segelfahrt nach Swinemünde, August 1919

Nimmerjahr-Sammlung: Helmut und Luise (vermutlich) machten einen Segelausflug und sahen zwei englische Kriegsschiffe, ein knappes Jahr nach Ende des 1. Weltkriegs, an einer (damals) deutschen Hafenstadt. Sie hat die Rückseite beschrieben (siehe unten).

Ist schon irgendwie ein interessantes Zeitdokument. Da findet man ein Foto, das einen Tag im August beschreibt, dem ersten Sommer nach Deutschlands „Urkatastrophe“.
Das britische Kriegsschiff im Foto wird es längst nichtmehr geben. Unmassen an Metall, von Menschen einst zusammengetragen, aufwendig vernietet und verschweißt, Millionen Menschenstunden an Aufwand. Um diese Menschen zu ernähren, wurden weitere Massen an Ressourcen verbraucht. Wieviele Tonnen an Getreide, wieviele Tiere wurden geschlachtet, um dieses Schiff zu bauen? Irre, wenn man sich das klarmacht. Auch das Segelboot im Vordergrund wird wohl nicht mehr existieren. Der Mann im Boot ist längst tot, genauso die Schreiberin. Vielleicht stehen noch ein paar der Bäume am anderen Ufer, aber sonst ist alles anders. Trotzdem kann man heute vermutlich genau an diese Stelle gehen und, relativ zu unserer Erde, am selben Fleck stehen… aber nicht im selben Fleck im Universum, weil wir immer weiter irgendwo hinfliegen…

Vielleicht sollte ich nicht um 4 Uhr morgens Beiträge verfassen 🙂

https://nimmer.so/8DfA0

„Mit Helmut hatte ich im vorigen Jahre eine Segelpartie nach dem Seehafen Swinemünde gemacht. Ich sitze in unserm Boote. Im Hintergrunde ein englischer Kreuzer und ein Torpedobootszerstörer, die in der Nacht eingelaufen waren und am nächsten Morgen mit uns zugleich abfuhren, jene nach Stettin, wir durch die Swine nach Hause (ungefähr 80 km).“

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— Die Helmut-Nimmerjahn-Sammlung…
Auf dem Bild ist Helmut mit seiner Frau Hanna, 10 Jahre bevor Hanna starb.

Ich kam an ein interessantes Fundstück: Eine mit alten Fotos gefüllte Zigarrenschachtel (und ein kleines Album), die auf einem Dachboden in Lübeck gefunden wurden.

***UPDATE: Hier ist die fertige Sammlung, über 70 Bilder.
https://nimmer.so/ES13L

***UPDATE: Liese war Helmuts Schwester! Das war nicht seine „Lebensgefährtin“, mit der er zusammenzog, nach dem Tod seiner Frau!

All zu viel wissen wir noch nicht. Aber die Bilder geben einen Einblick in das Leben eines Lehrers, 1912-1950er Jahre. Es sind Momentaufnahmen von Helmut, beginnend als junger Mann.
Hier was wir bisher haben:
Er ist in Eydtkuhnen geboren, was ganz im Osten von Preußen lag und heute Černyševskoe heißt. Helmut war vor dem Krieg in Greifswald, dann von 1919 bis 1925 in Wolgast, dann Pölitz. Ab 1951 in Lübeck.
Helmut war Mathe und Physiklehrer, auch Turn- und Schwimmlehrer, am Gymnasium.
Helmut meldete sich im 1. Weltkrieg freiwillig zum Roten Kreuz und erhielt für seine Zeit von 1914-1916 die Rote Kreuz-Medaille 3. Klasse.
Am 04.04.1926 heiratete er in Pasewalk Johanna Hardtke. Sie war auch Lehrerin. Hanna starb 1941.

Vielleicht erst in den 1950er Jahren, zog Helmut mit seiner Schwester Liese Pommerening zusammen. Sie war mittlerweile Witwe, ihr Gatte war Erich Pommerening, der auch auf Bildern zu sehen ist.

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— Drollige Bande im Grünen, mit Hund und Bollerwagen!

Ist in „WOLLIN“ abgestempelt worden, 1920. Das ist heute Wolin mit einem „L“ in Polen.

https://nimmer.so/CGpYe

Die Karte ist beschrieben:

W. 29.7.2? M. L. (Mein Lieber)! Deinen gestrigen Brief habe ich zwar wenig entziffern können, aber daraus ersehen, dass es Dir gut erging und Du tüchtig in Reisevorbereitungen stecktest. Nun genießt Du hoffentlich die schönen Obhäuser Tage, bald haben wir Dich auch hier, wir freuen uns schon sehr auf die Woche des Zusammenseins. Es geht uns gut, Euch Lieben in O. doch wohl auch. Für Beckes (?) habe ich eben 2 x 17 lb. Preißelbeeren bestellt, morgen sollen sie per Post abgehen, die Zeit ist bald vorüber, das Suchen schon sehr mühsam. Spitzbube sitzt neben mir, er ist sehr vergnügt. Ernst-Udo kramt (herum?).Euch allen viele herzliche Grüße von den Eltern und uns dreien,Dein Sohn Ernst-Udo In Liebe D. W. (Dein Weib?) Else.

[— Transkiption von Patricia Lohmann]

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— Eine Junge salutiert auf einem Balkon, 1914

Die Karte ist am 20.7.1914 in München abgestempelt worden und beschrieben. Das heißt, zwei Wochen bis der 1. Weltkrieg losging.

Balkon Aufnahme
Wenn alles vorüber & Curt wieder bei uns schreibe ich Euch ausführlich.
Foto vom 1. Juli 1914

Liebe Eltern & Willy!
Curt ist seit dem 2. Juli
in der Klinick. Ich bitte schreibt
niemals über diese Operation.
Ich habe Fred versprochen nichts
nach Hause zu berichten. Gestern
wurde Verband abgenommen
& Curt kommt in Gips. Allesist gut verlaufen.
Curt brauch nach Urteil des Arztes noch
4-5 Monate bis er wiederrichtig läuft.
Aber alles wird gut.
Fred ist jetzt allein zu Haus
& hat durch [Curts] Sache schwerzu tragen.
Schreibt also nichts.

München 20.7.14

Herrn
Carl Mann
Bernburg Saale
Schulstraße 20 I

[— Transkribiert von Chris Zwarg]

Hier das ganze Bild:
https://nimmer.so/EwNnL

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— Berthold Friedrich, Marie Alexandra, Marie Louise

***UPDATE: Das ist eine Adelsfamilie und das Mädchen kam mit 41 Jahren bei einem Luftangriff in Frankfurt ums Leben!

Prinzessin Marie Alexandra (1902-1944) starb am 29. Januar, 1944 beim Luftangriff auf Frankfurt. Sie und sieben weitere Frauen, die als Helfer tätig waren, wurden getötet, als sie Zuflucht in einem Keller gefunden hatten. Sie wurde 41 Jahre alt. Sie hatte keine Kinder.

Prinzessin und Markgräfin Marie Luise von Baden mit ihren Kindern. Frau von Prinz Maximilian. Er war der letzte Thronfolger vom Großherzogtum Baden.

Der Junge hier, Berthold, heiratete 1931 Prinzessin Theodora von Griechenland, Schwester von Philip, Duke of Edinburgh (der Mann von Queen Elizabeth II).
[— Wikipedia]

Eine Karte während des 1. Weltkriegs, Zivil an Zivil.
Das Geschriebene ist nichts Spannendes, aber wir haben Namen und es wäre interessant herauszufinden, ob sie es alle auch durch den 2. Weltkrieg geschafft haben. Allerdings sieht es so aus, als ob die Vornamen schön vorne drauf unter dem Bild stehen, aber der Nachname fehlt!

Hier das ganze Bild:
https://nimmer.so/Jsy2

Marie, wohl die Mutter hier im Foto, schrieb an ein Fräulein:

Ettlingen, d. 9.11.1916 (abgestempelt aber 1917?)

M. Liebe! Meinem Ver-
sprechen nachgekommen
sollst Du auch einen
Kartengruß haben. Ich
besuche Euch, komme auf
jeden Fall Samstag mittag
Grüße an alle D. Marie
Auf Wiedersehen

Empfänger:
Frl. Laura Schanz,
Unter-Reichenbach,
o/Amt Lahr, Baden-Württemberg

[— Danke an Chris für die Transkription des Empfängers]

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