Monat: Dezember 2023

Hans Lauchheimer (26.1.1907 – 20.9.1994) ist ein Deutscher gewesen, mit deutschen Freunden, der ganz normal in Grünstadt aufwuchs, vielleicht sogar einen Pfälzer Dialekt sprach, auf Deutsch dachte. Dieses Foto, beschriftet mit Oktober 1933, zeigt ihn auf dem Schiff, als er seine bisherige Heimat verließ. Hans schaut herunter, wohl auf seine Eltern, die das Foto machten. Dass ihm dieser Entschluss, nach Amerika auszuwandern, das Leben retten würde, ahnte er vermutlich noch nicht…

Diese Fotos sind Blicke in ein Deutschland, bevor der Antisemitismus entfesselt wurde. Die Bilder überlebten, weil Hans überlebte. Etwa 85 Jahre nachdem Hans Deutschland verließ überreichte seine Tochter ein Fotoalbum an Richarda, die beim Heimatmuseum Grünstadt aktiv ist.

Der Grund, wieso Hans fliehen konnte war, dass er einen Onkel (?) in Memphis, Tennessee (USA) hatte, der schon vor 1933 dort seine neue Heimat gefunden hatte. Das ermöglichte den Nachzug von Familie. Soweit ich weiß, überlebten auch die Eltern von Hans, die später nachzogen. Die Lippmanns, von denen es auch mindestens ein Foto in diesem Album gibt, hatten weniger Glück…

Hans Lauchheimer änderte seinen Namen in den USA und wurde zu Justin Adler. Vielleicht war der Name seines Onkels Adler?

Hier die ganze Lauchheimer Sammlung:
https://nimmer.so/jQcyu

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— Kegeltreffen bei Weinstube Rehm, Grünstadt 1927-1933

Eine Gesellschaft im Weinbaugebiet. Kätchen Rehm sitzt rechts (also mitten im ganzen Bild):
https://nimmer.so/xEwE

Vielleicht 15 Jahre nach dieser Aufnahme, wurde der Mann, ganz links stehend, 1943 in Majdanek ermordet. Seine Tochter überlebte den Holocaust.

Wenn man das weiß, ändert das schlagartig den Eindruck, den dieses friedliche Gruppenbild macht. Er war Josef Isaac (1883-1942), Kaufmann, wohnte in der Poststraße 13.

Wie das auf die restlichen Kegler gewirkt haben mag, als sie später erfuhren, was man ihrem Kegelkamerad angetan hat?

All zu viele Kapazitäten für Entsetzen und Geschocktsein hatten sie bei Ende des Kriegs wohl nichtmehr. Man kann sich denken, dass einige dieser Leute im Krieg ihre eigenen Söhne und Enkel zu Grabe getragen haben. Städte lagen in Trümmern, die katastrophale Lage bei Kriegsende kann man sich kaum vorstellen. Auch darf man nicht vergessen, dass der vom Staat entfesselte Antisemitismus bei so manch einem Spuren hinterlassen hatte. Die Gesellschaft war verroht und abgestumpft.
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Auch wenn der Übergang jetzt abrupt ist, noch etwas zur Weinstube:
Diese Weinstube stand jahrzehntelang in der Vorstadt (heute Vorstadt 15, leider durch Neubau ersetzt). Auf Nimmerso gibt es davon noch ein paar weitere Bilder. Dadurch bleibt etwas Stadtgeschichte erhalten. Generationen von Leuten haben sich dort einst getroffen. Wenn Nimmerso funktioniert, dann können wir mal von den gut 2000 Städten in Deutschland ähnliche Sammlungen anlegen!
https://nimmer.so/lSsMw

Im Gruppenbild mit Josef Isaac sieht man hinten links ein Bachus-Plakat. Das ist in diesem Bild besser zu sehen:
https://nimmer.so/JgxOJ

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— Ziliak Versammlung, Restauration

Ist kein Fehler, ab und zu auch einen Blick auf die Restaurierung zu werfen. Dieses Foto war ein großes, aber mit vielen Flecken und Altersschäden. Das verwendete Material hat aber soviel Detail aufgefangen, da entschied ich mich, einiges an Zeit zu investieren. Jedes einzelne Gesicht ist gut erkennbar, viele Leute könnten ihre Vorfahren hier entdecken!

Hier der Vergleich, vorher/nachher: https://nimmer.so/1yxQt

Es war ein Zeitaufwand, der nur in seltenen Fällen für ein einziges Bild aufgebracht werden kann. Wir wollen ja eine gewaltige Sammlung aufbauen, mit vielen Tausend Fotos, die sonst womöglich für immer verschwinden würden! Da ist es erstmal wichtiger, die Bilder hochauflösend einzuscannen und gut abzuspeichern. Später kann man immernoch mehr Zeit in die Restaurierung stecken.

Hier das ganze Bild:
https://nimmer.so/vwBjX

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— Ziliak Versammlung, vielleicht in Leipzig, vor dem 1. Weltkrieg?

Alma Schubert (geb. Ziliack) hatte 24 Geschwister und 5 Halbgeschwister von ihrem Vater Hermann Ziliack aus Leipzig! Sie sitzt neben dem Tisch links. Dahinter steht ihr Ehemann Max Schubert. (Es überlebten nur 15 das Kindesalter, meint Johanna, die Bildquelle.)

Hier das ganze Bild:
https://nimmer.so/vwBjX

Bei einem Bruder war sogar König Albert von Sachsen Taufpate (er ließ sich vertreten). Vermutlich ist es ein Familienfest zu Ehren des Paares, das hinter dem Tisch steht.

[Johanna, von der das Bild stammt:]
„Es muss ein freudiges Ereignis sein, denn alle sind fröhlich und tragen helle Kleidung. Die Damen links tragen Blumensträußchen an der Bluse.

Von den Töchtern des Hermann Ziliack sind u.a. die angeheirateten Namen Tschenke, Schöps, Künne, Ritter, Kluge, Pilz, Heinicke, Koch, Schubert und Kraft überliefert, aber ich weiß nicht, wer es auf den Bildern ist. Ich vermute alleine vom Alter her, dass die dritte Frau (mit diesem V-förmigen Kleidereinsatz) die Franziska, genannt Fränze, Tschenke geb. Ziliack ist, weil sie auch auf anderen Fotos bei uns ist.“

Das Bild muss in Leipzig aufgenommen worden sein. Es wäre interessant, ob jemand weiß, in welchem Lokal das aufgenommen wurde und falls jemand Ziliack in der Ahnenliste hat, ob er Personen darauf erkennt. Über Kinderreichtum des ehemals reichen Hermann Ziliack wurde auch überregional in den Zeitungen berichtet und es gab sogar Spottverse darauf:

„Sieht Ziliack irgendwo ein Kind,dem bittres Nass vom Auge rinnt, so tröstet er schnell das Kleine, wer weiß, vielleicht ist es das Seine!“

„Wie ist die Stadt verwaist, die Ziliacks sind verreist.“

„Wie? Zoroaster nanntest du dein Kind, nach so Barockem trüg ich kein Verlangen. Ach, guter Freund, die schlichtren Namen sind durch stets Zuspruch mir schon ausgegangen.“

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