Monat: Dezember 2023

— Weihnachten in Witzenhausen, 1925

Ein großer Weihnachtsbaum, hohe Decke, einige Spielsachen. Gleich 4 Puppen sind zu sehen, ein Puppenladen, ein Lebkuchenhaus, ein Puppenbett. Die Rückseite wurde beschrieben, am 3. Januar 1926!

W., den 3.1.26
Liebe Anna! Hab innigen Dank für deine lieben Zeilen und den reizenden Bildchen. Auch wir wünschen euch für das neue Jahr nur das Beste. Beifolgend eine Aufnahme im Hause meines Bruders, wo wir die Weihnachtstage verlebten. Was sagste du nun zu den Fünfen? Tante Minne weilt noch in Hamm und will euch auf der Rückreise besuchen. Für uns war die Zeit zu knapp. Dir, sowie Deinem lieben Mann und herzigen Kindern liebe Grüsse von deiner Marie und Erich

Frau
Anna Becker, geb. Körbel
Bückeburg

Abs.
Kleinsorge
Brückenstr. 200

Witzenhausen a(n) d(e)r W(erra)
https://nimmer.so/wyjTW

[— transkribiert von Astrid & Astrid]]

Im Foto zu sehen dürften die Kinder vom Bruder der Schreiberin Marie sein.

Marie Kleinsorge, geb. Otto (Ehefrau von Erich Kleinsorge) war bei der Heirat im November 1919 bereits 43 Jahre. Der Ehemann 40. Auf der Karte ist zu lesen, dass sie ihren Bruder besucht. Somit sind die Kinder im Bild Nichten und Neffen. Marie Friederike Elise Kleinsorge war geborene Otto, geboren am 17.6.1876. Sie starb am 1. Oktober 1947.

Sie wohnte in der Brückenstraße 14, Witzenhausen. Der Mann der Schreiberin war August Erich Kleinsorge (geboren 16.9.1879 – 4.10.1957). Er war Glasermeister und hatte 1919 geheiratet.

[— recherchiert von Maike Hoffmann]

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— Deutsches Kriegskino in Frankreich, 1. Weltkrieg ~1914

Die Schlacht bei St. Quentin war schon im August 1914 und laut Google siegten deutsche Truppen. Damit dürfte dieses Foto schon ab 1914 entstanden sein.

Das Foto wirkt wie ein Filmset oder ein Computerspiel. Im Theater gibt’s Kino für die Soldaten. Drum herum sieht man Kriegsschäden, sogar die Laterne vor dem schönen Gebäude ist verbogen.

Wenn ich plötzlich dort sein könnte, vor ~109 Jahren, die Zeit angehalten wäre und alles eingefroren — ich könnte mich da gar nicht satt sehen! Das wäre wahnsinnig faszinierend, jedes deutsche oder französische Schild, die eingefrorenen Personen, jeder Winkel von diesem Theater im Weltkrieg…

Wenn man sich das ganze Foto anschaut, kann man sehen, dass die Straße gesperrt wurde. Wenn man reinzoomt, kann man mit Ach und Krach noch ein paar weitere Wörter auf Schildern entziffern.

Hier das ganze Bild:
https://nimmer.so/XUy8F

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— Hans Lauchheimer und Albert L. auf einem Ausflug, 1923-1933

*** UPDATE: Wenn man sich das Album anschaut (siehe Link unten) hatte Hans bei der Beschriftung ein weißes Kreuz hinter den Namen von Albert Lampe gesetzt. Ob er das gemacht hat, weil dieser jung starb? Ist er vielleicht im Krieg gefallen und Hans, in Amerika lebend, erfuhr vom Tod seines Freundes, öffnete sein Fotoalbum, machte dann nachträglich das Kreuz?

Hier die Bilder, die wohl zum Ausflug gehörten:
https://nimmer.so/EZgGR

Der Auslöser, wieso Hans schon 1933 aus Deutschland auswanderte, war wohl eine von seiner Tochter überlieferte Szene: Jemand, den Hans bisher als einen Freund angesehen hatte, sagte ihm, er spiele keinen Fußball (mehr) mit Juden.

Das wird Anfang 1933 gewesen sein. Ob diese einschneidende Äußerung eines falschen Freundes Hans womöglich das Leben gerettet hat? Jedenfalls zögerte Hans nicht lange und war noch im selben Jahr in den USA.

Im Album, das die Tochter von Hans aus Amerika zurück nach Grünstadt gebracht hatte, sind ein paar Bilder vom Ausflug an die Isenach dabei. (Das ist ein Bach bei Bad Dürkheim.)

Ich will annehmen, dass es nicht Albert Lampe war, der sich weigerte Fußball mit Hans zu spielen. Die beiden scheinen doch gute Freunde, mit Sinn für Albernheit, gewesen zu sein. 🙂

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