Der Anfang

Alte Fotos mit ihrem Ursprungsort zu verknüpfen ist eine naheliegende Idee. Die Idee kam mir 2014 und als erstes braucht es Fotos. Aber wie kommt man an viele alte, historische Fotos aus seiner Umgebung?

Ganz so leicht ist das nicht. Kleinere Städte haben oft kein Fotoarchiv oder haben nur relativ wenige Fotos. Auch erfuhr ich, dass es keine bundesweite Regelung gab, wie die Fotos digital gesichert werden sollten. Es schwankt also von Stadt zu Stadt, wie viele Fotos sie vorliegen haben und ob zumindest ein Teil davon bereits digitalisiert wurde. Auch kann die Qualität der Scans zu wünschen übrig lassen, da es keine Anweisung oder Ausbildung gab, was als 'archivgerechte Digitalisierung' zählt.
Es fehlt den Archiven an Dringlichkeit, an Ressourcen. Sie sind sehr passiv. Was wir brauchen ist ein aktives Archiv! Leute müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass einmalige Blicke in die Vergangenheit schwinden, wir aber jetzt etwas unternehmen können, um diesem Verschwinden entgegenzuwirken! Es braucht ein Projekt, das die Faszination der Bilder entdecken lässt und zum Mitmachen motiviert!

RetroSnap Vorstadt 1930
RetroSnap Heidelberg
Das Einscannen von Familienfotos war vermutlich der Auslöser der Idee zum Pojekt.

Die ersten 1000 Fotos

Erst musste ich Kontakte knüpfen, Vertrauen aufbauen. Eine große Sammlerin alter Postkarten und Fotos aus Grünstadt war der erste große Durchbruch. Durch Richarda kam ich an hunderte Fotos, die sie über Jahrzehnte gesammelt hatte! Man vertraut nicht einfach einem Fremden seine einmalige Postkartensammlung an, weil er eine App mit alten Fotos bauen will. Zunächst hatte ich ja wenig vorzuweisen. Es half, dass Richarda meine Mutter kannte und ihr Sohn auf die selbe Schule gegangen war.
Ich war anfangs nur an den Fotos interessiert, vernachlässigte das Einscannen der beschriebenen Rückseiten! Vielleicht kann ich das noch nachholen. Heutzutage ist es längst fester Bestandteil des Projekts, dass die Beschriftung selbstverständlich auch eingescannt wird! Oft ist die Beschriftung wesentlich interessanter als das Postkartenmotiv. Längst ist klar, wie wichtig gerade der Ahnenforschungs- und Recherche-Aspekt ist.

Es folgten Zeitungsartikel im Lokalbereich der Rheinpfalz Zeitung und im Laufe der Zeit konnte ich weitere großartige Sammlungen direkt von Leuten abholen, einscannen und zurückbringen. Viel Fleißarbeit also. Auch erlaubten mir manche Stadtarchive direkt vor Ort einzuscannen. So war ich z.B. gleich 2- oder 3mal im Stadtarchiv Frankenthal.

Scanner mit alten Fotos
Fotosammlung Image 2
Nimmerso im Lokalbereich der Zeitung — Ganz klar, Fotos von früher eignen sich sehr gut für Zeitungsartikel! Bei der Größe der Sammlung wird es Stoff für viele Artikel in vielen Orten zu vielen interssanten Fotos geben!

Die Erkenntnis

Doch im Laufe der Zeit, nach Kontakten zu Stadtarchiven und durch Gespräche mit Leuten, wurde ich mir einer Dringlichkeit bewusst: Bei weitem nicht so oft wie ich angenommen hatte, werden geerbte Fotos weitervererbt und fast nie werden sie bei Stadtarchiven abgegeben! Täglich verlieren wir einmalige Fotos, weil sie bei Haushaltsauflösungen einfach entsorgt werden. Es gibt eine Dringlichkeit für ein Projekt wie Nimmerso! Und zwar geht es nicht allein um eine App, die das Erforschen seiner Umgebung mit digitalem Retro-Reiseführer ermöglicht, sondern vor allem muss es um den Erhalt einzigartiger Fotos von historischem Wert gehen!

Leuten von Nimmerso erzählen frühes app mockup
Nimmerso-Logo Design
Dieses tolle Foto meines Vaters eignete sich gut als Logo für Nimmerso!
Vorbereitung für die Fotoausstellung Ausstellung Fußgängerzone
Richarda Eich, die große Sammlerin, bot mir an eine Foto-Ausstellung im Schaufenster der Grünstadter Fußgängerzone zu machen. Auch bei Jost lief einige Zeit ein Video mit Blicken in die Vergangenheit.
Kollegensuche
Bei meiner Suche nach einem Kollegen brachte ich diesen Flier bei zwei Universitäten an. Wohl nicht die effektivste Methode. Ein Forum für Gründer (founderio) brachte mich weiter...
Statuen in München

Zeit für die Programmierung

Nach einiger Vorarbeit und sogar dem Erlernen der Programmiersprache Java, konnte ich schließlich Julian (aus Südtirol!) überzeugen. Julian hatte viel mehr Programmier-Erfahrung. Zusammen gründeten wir eine Firma.

Die Idee hinter Nimmerso ist, Interesse für Fotos von früher zu wecken und dieses Interesse in das Auffinden, Digitalisieren und Restaurieren weiterer Fotos zu verwandeln, sie vor dem Verschwinden zu bewahren! Die Bilder werden archivgerecht digital abgesichert und in der kostenlosen Nimmerso Web App öffentlich zugänglich gemacht!

Aber wie kann man damit Geld verdienen? Es klingt heute vielleicht naiv, aber zunächst dachte ich Werbung und Sponsoren. Um das für Sponsoren interessant zu machen, bräuchte man aber hunderttausende Benutzer der App, oder zumindest tausende aus einer kleinen Region, um ein Sponsoring für lokale Geschäft interessant zu machen. Es wäre denkbar, dass ein lokales Unternehmen den Kulturerhalt unterstützen würde, um sich mit einer guten Sache bei lokalen Kunden etwas zu profilieren. Aber ob sich damit zumindest das Gehalt eines Programmierers bezahlen ließe, plus den Aufwand, die Bilder einzuscannen und restaurieren?

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Julian Stricker (links) und Ben Schupp bei ihrem Treffen in München.

Crowdfunding als Schlüssel

Als die Entwicklung voranschritt, wuchs die Überzeugung in mir, dass Crowdfunding die vielleicht beste Herangehensweise für ein Projekt wie Nimmerso sein könnte!

Da die Kosten für die Digitalisierung und Restaurierung von Freiwilligen getragen werden, ermöglicht es Besitzern geerbter Fotos, sich leicht für Nimmerso zu entscheiden.

Durch das fröhliche Miteinander werden Ursprungsorte gefunden und Informationen zu Fotos eingetragen. Dadurch bleibt dieses Wissen auch für zukünftige Generationen erhalten! Viele Kulturliebhaber werden großen Gefallen daran haben, wenn immer mehr Fotosammlungen digitalisiert und restauriert werden. Foto-Schätze werden erstmals öffentlich einsehbar! Das zu ermöglichen ist spannend und eine sinnvolle, gute Sache!

Das Resultat der Unterstützung ist auch so schön sichtbar!

Es sind einzigartige Blicke in die Vergangenheit, die wir sonst nie zu sehen bekommen könnten!